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Historisches Dokument

35 Jahre Armee der Einheit

Historische Bildung
Datum:
Ort:
Deutschland
Lesedauer:
3 MIN

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Was nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang von allen, die als Realisten gelten wollten, als praktisch unmöglich angesehen worden war, kam 1989 in Reichweite: die Überwindung der Teilung Deutschlands.

Teaserbild histororisches Dokument

Die historischen Dokumente sind Kopien von Originalen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv.

Bundeswehr/Andrea Nimpsch

Das mutige Eintreten zigtausender DDRDeutsche Demokratische Republik-Bürger für die bürgerlichen Freiheitsrechte, die das SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands-Regime ihnen vorenthielt, mündete in ein Phänomen von historischem Seltenheitswert: eine friedliche Revolution.

Mit Zustimmung der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs gelang sodann die Herstellung der Einheit Deutschlands. Die fünf auf dem Gebiet der DDRDeutsche Demokratische Republik neu gebildeten Bundesländer und Ostberlin traten am 3. Oktober 1990 dem Geltungsbereich des Grundgesetzes und somit der Bundesrepublik Deutschland bei.

Einig Vaterland statt Blockkonfrontation

Unmittelbare Folgen hatte die staatliche Einheit auch für die Bundeswehr, der die bisherigen Truppenteile, Dienststellen und sonstigen Einrichtungen der aufgelösten Nationalen Volksarmee (NVANationale Volksarmee) unterstellt wurden. Zur Bewältigung der damit verbundenen, bisher einmaligen Aufgaben wurde das Bundeswehrkommando Ost (BwKdo Ost) als neue Höhere Kommandobehörde eingerichtet. Es umfasste rund 600 Soldaten und 200 zivile Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und wurde durch seinen Befehlshaber, Generalleutnant Jörg Schönbohm, am 4. Oktober 1990 offiziell in Dienst gestellt. Das BwKdo Ost bezog Räumlichkeiten in der Prötzeler Chaussee in Strausberg, wo bis dahin das Ministerium für Abrüstung und Verteidigung der DDRDeutsche Demokratische Republik (MfAV) seinen Dienstsitz gehabt hatte. Unsere Quelle ist der erste Befehl, den Generalleutnant Schönbohm als Befehlshaber des BwKdo Ost erteilte.

Der unter Ziffer 3 des Befehls im Einzelnen umschriebene Auftrag bestand, vereinfacht ausgedrückt, in der Auflösung von Truppenteilen, Dienststellen und sonstigen Einrichtungen der bisherigen NVANationale Volksarmee und in der Bereitstellung der vorgesehenen Fähigkeiten der Bundeswehr im Beitrittsgebiet. Immerhin brauchte das BwKdo Ost bei dieser Mammutaufgabe nicht bei Null anzufangen. Schon seit August 1990 hatte sich eine Verbindungsgruppe des BMVgBundesministerium der Verteidigung beim MfAV einen Überblick über Personal, Material und Infrastruktur der NVANationale Volksarmee verschafft. 

Maschinenschriftliches Dokument

Erster Befehl vom 03. Oktober 1990, den Generalleutnant Schönbohm als Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost erteilte.

Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv

Von den meisten der 1990 noch rund 90.000 Zeit- und Berufssoldaten der NVANationale Volksarmee musste man sich trennen. Die Wiedervereinigung hatte den Umfang der gesamtdeutschen Streitkräfte auf rund 600.000 Mann anschwellen lassen. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag, der die Bedingungen festlegte, unter denen die Siegermächte von 1945 der Wiedervereinigung von 1990 zustimmten, verpflichtete das wiedervereinte Deutschland, seine Streitkräfte binnen drei bis vier Jahren auf maximal 370.000 Mann zu reduzieren.

350 ehemalige NVANationale Volksarmee-Truppenteile aufgelöst, 250 Bundeswehr-Truppenteile in Dienst gestellt

Dennoch wurde Personal der NVANationale Volksarmee in die Bundeswehr übernommen. Diesem Anliegen wurde ein hoher Stellenwert beigemessen. Im Einzelauftrag für das Führungsgrundgebiet 1 (Personalbteilung) heißt es, die Personalauswahl habe „Vorrang vor der Aufrechterhaltung eines geregelten Ausbildungs- und Dienstbetriebes“. Etwa 18.000 vormalige NVANationale Volksarmee-Soldaten erhielten die Chance, zunächst als Zeitsoldaten für zwei Jahre in der Bundeswehr zu dienen. Die betreffenden Kameraden mussten sich vor allem mit dem Konzept der Inneren Führung vertraut machen. In der NVANationale Volksarmee, die lediglich militärisches Instrument einer diktatorisch herrschenden Partei gewesen war, hatte es nichts Vergleichbares gegeben. Für rund 10.600 von ihnen folgte bei Ablauf der zweijährigen Dienstzeit die dauerhafte Übernahme in die Bundeswehr.

Das BwKdo Ost bewältigte die ihm gestellten Aufgaben. Bis zu seiner Außerdienststellung am 1. Juli 1991 hatte es die Truppenteile, Dienststellen und Einrichtungen der bisherigen NVANationale Volksarmee komplett aufgelöst und alle vorgesehenen Bundeswehr-Truppenteile in den ostdeutschen Bundesländern in Dienst gestellt. In seiner Rede zur Außerdienststellung des BwKdo Ost betonte Generalleutnant Schönbohm am 1. Juli 1991 rückblickend: “Wir habenfestgestellt, dass unser Konzept der Auftragstaktik die einzige Möglichkeit bietet, unter schwierigen Bedingungen komplexe Aufgaben zu lösen“.

Text und Dokument zum Herunterladen

von Christoph Kuhl

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Historisches Dokument

Die abgebildeten historischen Dokumente sind Kopien von Originalen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv.

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